

Aktionen / Auswahl




Tannen:Nadel:Weg
Vom 29. November 2019 bis zum 27. November 2020 wurde in fünf Handwerksbetrieben im Bregenzer Wald eine Ausstellung von Gert Gschwendtners Werken gezeigt: Tannen:Nadel:Weg.
Dabei war es interessant, neben dem künstlerischen Zugang zu den Werken auch die Nähe zum Handwerk zu erleben, die auf dem Weg von (Ausstellungs-)Ort zu (Ausstellungs-)Ort jeweilige Perspektiven eröffneten.
1. Schauraum der Tischlerei Bereuter / AT-6951 Lingenau
2. Gerola Metalltechnik GmbH / AT-6941 Langenegg
3. Sägewerk Bartenstein / AT-6952 Hittisau
4. Tischlerei Bereuter / AT-6951 Lingenau
5. Schwarzmann, das Fenster / AT-6886 Schoppernau
6. Fetzcolor / AT-6861 Alberschwende
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Gipfelkonferenz Carschenna
Eines Tages besuchen wir vom GedankenBerg aus Carschenna.
Oberhalb Thusis an der Gabelung eines sehr alten Saumwegs zum Einen nach Oberhalbstein und der anderen Gabel folgend zum San Bernardino, liegen die Felsritzzeichnungen am Boden.
Mit einem Koffer in dem sich eine Betrachterfigur befand stiegen wir hinauf nach Carschenna.
Die Betrachterfigur begrüsste ehrerbietig die Zeugen der alten Kultur.
Das Kulturtreffen war berührend.




Performance Moskau 2
Walpurgisnacht
Ein Sprechspiel mit Musik und Bewegung
Am 28. April1999 treffen sich Goethe und Puschkin endlich. Sie wohnen in Zelten am Abhang des Blocksbergs als My-Go und My-Pu.
Sie selbst als natürliche Personen sind nicht mehr erfahrbar, deshalb sind sie jetzt als Zeltbewohner anwesend hier im Theater der Jugend in Moskau.
Zwei grosse Zelte mit Texturen, für Goethe und Puschkin, stehen auf der Bühne. Beide beide haben 1999 Geburtstag, Goethe 250 Jahre und Puschkin 200 Jahre. Mythen sind sie geworden im Historienmantel.
Vor jedem Zelt steht ein Musiker und antwortet auf die Fragen von Gert Gschwendtner, Lew Rubinstein und Dimitri Prigow. Sergeij Letow antwortet für My-pu mit dem Bassaxophon und Alexeij Tscherkassow mit dem Schlagzeug für My-go.
Die drei schwarze Rabenmenschen stellen Fragen in russischer und deutscher Sprache an My-Go und My-Pu.
Zwei Tänzerinnen des Bolschoytheaters bringen die musikalischen Antworten balettartig zur Rampe und zu den Zuschauern.
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Die vielen Fragen an die zwei Mythen steigern sich zu drängenden gesellschaftlichen Fragen und finden ihre Ergänzung in der Musik und der Sprache des Gestus.




Manipur 1998
​Eine Kultur des Friedens
Anlässlich des Treffens von Kulturbeauftragten mehrerer Länder wurde ein Zusatzartikel im Menschenrechtskatalog der Vereinten Nationen formuliert: Eine Kultur des Friedens. Als Chairman war ich direkt in den Vorgang involviert, der Artikel findet sich heute in der Charta der Menschenrechte. Unglücklicherweise bestand gerade zu dieser Zeit eine schwere bürgerkriegsartige Auseinandersetzung in Manipur. Als Kunstschaffender und Mitglied eines Komitees der Vereinten Nationen fühlte ich mich aufgefordert, meinen künstlerischen Beitrag zu geben. Ich versperrte nach der Abschlusskundgebung den Ausgang des Tagungsgebäudes mit einem grossen Tuch am Boden, das als geistiges Territorium bemalt war.
Der Gouverneur von Manipur wurde von mir eingeladen, in das nicht hoheitliche Gebiet der Kunst zu kommen. Er tat das nach längerem Zögern unter dem Beisein der Presse und der Medien. Hier nun auf neutralem Boden schlug ich ihm vor, den Vertreter der Aufständischen zu empfangen, bei der Zusicherung freien Geleits. In einer mühevollen Stille, die nur einige Male mit Ermunterungen von mir unterbrochen wurde, entschloss sich der Gouverneur zuzustimmen. Nach noch längerer völliger Stille kam der zweite Gesprächspartner und wir begrüßten uns höflich. Die Spannung löste sich etwas und alle Anwesenden warteten jetzt.
Die beiden Gesprächspartner vereinbarten im Namen einer Kunst des Friedens weiterführende Gespräche und einen Waffenstillstand. Applaus wie bei einer Kunstaktion löste alle Atemlosigkeiten.
Gert Gschwendtner




Performance Moskau 1
Vor 80 Jahren endete der grosse Krieg, den deutsche Menschen
in die Welt getragen haben. Fünf Jahre wüteten sie in der Sowjetunion und verursachten unendliches Leid.
1995 beauftragte die Bundesrepublik Deutschland Gert Gschwendtner
in Moskau in Erinnerung an das Ende dieses Krieges einen Kunstbeitrag
zu zeigen. Der Beitrag war die Installation
KRIEG IST KEIN NATURPRODUKT, KRIEG IST ABSICHT
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Die Installation umfasste 100 Betrachterfiguren, die das Goethe-Institut
bevölkerten. Sie sahen gleichzeitig aus wie etwas fremde Grabkreuze auf
Kriegerfriedhöfen und wie Heutrockengestelle, allerdings personalisiert
mit Köpfen. Landwirtschaftliches Gerät im Arbeiter und Bauernstaat mutiert jäh zum Todesmal.An den Wänden des Kulturhauses warfen die Betrachterfiguren Schatten und diese wurden beschriftet von besuchenden Betrachtern.
Die Besuchenden hinterliessen ihre Schatten mit Kommentaren an den
Wänden.
Zu Beginn des Kunstbeitrages interpretierten Sergeij Letov,
Ruth Gschwendtner und Gert Gschwendtner musikalisch
Texturen der Betrachterfiguren.




Performance Pirgi
Die Seefahrerinsel Chios beherbergt die Kleinstadt Pirgi und viele dramatische Erinnerungen.
Ein Studienaufenthalt brachte Gert Gschwendtner nach Pirgi, lange vor den Fliehenden aus Unrechtsstaaten.
Unbegreiflich, aber er bereiste mit dem hölzernen Skelett eines Bootes die Stadt Pirgi. Jene Stadt aus der Christoforos Columbus gekommen sein soll.
Beide mal ist Ethik sehr fragil unterwegs.




Grenzweg Heiden
Der GRENZ-WEG ist nicht zum Selbstzweck oder als reine Kunst-Performance gemacht.
Er möchte sich vielmehr in den Dienst einer Sache stellen, eine Projektes, das Menschen zugute kommt, die unter Krieg zu leiden hatten, deren Land besetzt, deren Kultur weitgehend zerstört wurde. Die Rede ist vom tibetischen Volk und seiner zutiefst gewaltlosen Kultur und Tradition.




Grenzweg Kärnten
In den grausamen Hitlerzeiten bauten einige Kärntner Slowenen im Berg oberhalb Globasnitz ein Versteck für Kranke und Kinder und Frauen.
Diesem Versteck auf einer Alm widmeten wir eine ehrende Wallfahrt.
Auf dem steilen verwunschenen Weg grüssten uns Betrachterfiguren mit ihrer dunklen Seite und spendeten Worte zum alten Unheil.
An der Hütte vergoldete Gert Gschwendtner den Schatten einer unbekannten Betrachterin und bis tief in die Nacht reichte die Erinnerung an das bedrohte Rifugium.
Die bedächtige Rückkehr führte an den hellen Rücken der Betrachterfiguren vorbei ins Tal. Diese zeigten uns mit ihrem Blick aus dem Leid hinaus zage Hoffnungen.




Gipfelkonferenz im kalten Herz Europas
Wir stiegen ein in einen nebligen, dunkelwolkigen Abend, in Richtung Äbigrat, oberhalb von Stürvis – ein verlassenes ehemaliges Walser Dorf in den Schweizer Bergen, im Dreiländereck Österreich, Liechtenstein und Schweiz, auf 1.700 Metern Höhe. Hier, auf dem Bergsattel haben wir ein bewohnbares Bild errichtet und davor Betrachterfiguren in Konferenzhaltung gebracht, die eine stumme Rede an das steinerne Alpenherz Europas hielten, an das steinerne Gemütsherz Europas, an das steinerne Kommerzherz von Europa an Ort und Stelle: Das Behindern der Destruktion ist die Vorstufe für konstruktives kompostmodernes Handeln.
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Vom Berg bis Buxtehude reisen nun die Schatten und ihre Betrachter bringen die vollen Gipfelbücher mit. Weiter rezitieren sie die stumme Rede.




Krankes Heilbad
Ein Ausflug der Wahrnehmung führte hinauf ans Ende des Onsernonetals bis zum Grenzbach zu Italien.
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Hier auf der italienischen Seite stehen die Ruinen des kranken Heilbades.
Im vorletzten Jahrhundert kamen die Gichtkranken und Blutarmen und suchten Heilung.
Im letzten Jahrhundert kamen Unterdrückte und tödlich Gefährdete und suchten Hilfe, auf der anderen Seite des Baches.
Die erhofften Erlösungen blieben meistens aus, vielleicht weil der Zielort selber krank war.